Weiterführende Informatioen: Wie wirkt Achtsamkeit?

 

Die Forschung hierzu steckt noch in den Kinderschuhen. Erste Erkenntnisse und Hypothesen finden sich zusammengefasst bei Heidenreich und Michalak (2003). Die Hypothese dieses Forschungsprojekts ist, dass die gesundheitlich relevanten Effekte von Achtsamkeit durch eine Entkopplung von wahrgenommenen Ist-Soll-Diskrepanzen und aversiven Affekten führt. Dies wird mit den hier bereit gestellten Experimenten überprüft.


Wirksame Therapien zur Heilung von psychischen Leid

Das Anliegen von Psychotherapie ist Heilung der Patienten, bzw. die Erfüllung des Auftrages ihrer (leidenden) Klienten. Folglich ist eine zentrale Frage an Interventionen die Frage nach deren Wirksamkeit: "Wirkt, bzw. wie gut wirkt ein Treatment für eine gegebene Population?". Eine zweite, fast ebenso wichtige Frage schließt sich an: ''Für welche Personengruppen, unter welchen Randbedingungen wirkt das Treatment?''. In dem Maße, in dem diese Fragen Antworten finden, wird die folgende Frage wichtiger: ''Wie wirkt das Treatment?'' bzw. ''Vermöge welcher vermittelnder Mechanismen ist das Treatment in der Lage, gewünschte Veränderung zu erzielen?''.

Die Antwort auf diese Frage ermöglicht es dem Therapieforscher das Treatment systematisch weiter zu entwickeln, da er dann weiß, an welchen "Schrauben zu drehen" ist um verbesserten Effekt zu erzielen. Das Forschungsgebiet der achtsamkeitsorientierten Psychotherapie ist gegenwärtig in einem Status, wie weiter oben ausgeführt, der die Frage nach der Wirkmechanismen, dem ''wie'' der Veränderung angebracht erscheinen lässt. Darüber hinaus ist es aufgrund der vorhandenen theoretischen Fundierung möglich, gezielte Hypothesen zur Natur des Wirkmechanismus zu formulieren.

Verwandt damit ist auch die Erforschung der für einen Therapieerfolg relevanten Bestandteile der Treatments. So bezeichnet beispielsweise Smith (2004) das MBSR-Verfahren als "amalgan" und meint, "that this system should be viewed as a 'combination approach'" (S. 148); mithin also die Frage "Was wirkt an Achtsamkeit?".


Erste Hypothesen zu den Wirkfaktoren der Achtsamkeit

Dabei kann das Forschungsfeld bereits auf einen Fundus von theoretischen Überlegungen zurückgreifen, wie von Michalak & Heidenreich (2003) zusammenfassend dargestellt, noch mangelt es aber an empirischen Ergebnissen hierzu. So sprechen Segal et al. (2002) von Ruminationen und in Anlehnung an Beck (1987) von "decentering" als vermittelnder Wirkmechanismus.

Zentrale Annahme vieler Ansätze ist, dass ein 'Autopilotenmodus' flexibles und situativ angemessenes Handeln erschwert, da er automatisierte und starre Verarbeitungs- und Reaktionsmuster begünstigt (Michalak & Heidenreich, 2003; S. 265). Weiterhin werden ungünstige metakognitive Prozesse (Teasdale et al., 2002), "experiential avoidance" (Hayes et al., 2004) sowie eine Tendenz zur Übergeneralisierung autobiographischer Gedächtnisinhalte (Williams et al., 2000). Hart (1987) rekurriert zu den traditionellen Vorstellungen des Buddhismus' im Sinne einer zunehmenden Dekonditionierung des Geistes: "If we remain balanced, we allow some of the conditioning to pass away..."(S. 122).

Psychosomatische Forschung konnte erste Hinweise auf neurophysiologische Zusammenhänge beleuchten: "meditation can produce increases in relative left-sided anterior activation that are associated with reduction in aniety and negative affect and increases in positive affect" (Davidson et al., 2003; S. 56).