Achtsamkeit
Was ist Achtsamkeit ?
Achtsamkeit (engl. Mindfulness) ist eine spezielle Form der Aufmerksamkeitslenkung (Kabat-Zinn, 1990); der Begriff kann grundsätzlich dreierlei bedeuten: Eine Geistestätigkeit; eine Charaktereigenschaft sowie eine Übungspraxis. Wiederholtes Üben dieser Geistestätigkeit kann in einer Ausbildung der entsprechenden Charaktereigenschaft münden. Insofern kennzeichnen diese drei Facetten drei Blickwinkel auf dasselbe Phänomen.
Nyanaponika bezeichnet Achtsamkeit als "das klare, unabgelenkte Beobachten dessen, was im Augenblick der jeweils gegenwärtigen Erfahrung (einer äußeren oder inneren) wirklichen Erfahrung vor sich geht (...) ohne bewertend Stellung zu nehmen" (2000; S. 26).
Wozu eigentlich Achtsamkeit ?
Eine zunehmende Anzahl von Studien untersucht die gesundheitsrelevanten (sowohl physisch als als psychisch bzw. psychosomatisch) Effekte von Trainings- oder Therapiemethoden, die mit Achtsamkeit in Verbindung stehen. Insgesamt deuten erste Wirksamkeitsstudien darauf hin, dass diese Therapieform bei unterschiedlichen Patientengruppen (aber auch normal gesunden Menschen!) zu höherem Wohlbefinden, verringerten Symptomen und besserer Gesundheit führen kann (vgl. z.B. Majumdar & Walach, 2001).
Wie wirkt Achtsamkeit?
Die Forschung hierzu steckt noch in den Kinderschuhen. Erste Erkenntnisse und Hypothesen finden sich zusammengefasst bei Heidenreich und Michalak (2003). Die Hypothese dieses Forschungsprojekts ist, dass die gesundheitlich relevanten Effekte von Achtsamkeit durch eine Entkopplung von wahrgenommenen Ist-Soll-Diskrepanzen und aversiven Affekten führt. Dies wird mit den hier bereit gestellten Experimenten überprüft.
Wie wird Achtsamkeit gemessen?
Um herauszufinden, wie „achtsam“ jemand „tatsächlich“ ist werden meist Fragebögen eingesetzt, die die Selbsteinschätzung bzgl. des typischen Verhalten der Person erfragen. Ein typisches Item lautet: „Ich bin in Kontakt mit meinen Erfahrungen, hier und jetzt.“
Achtsamkeit hat doch bestimmt buddhistische Wurzeln?
Ja. Achtsamkeit ist ein zentrales Prinzip buddhistischer Übungspraxis. Dem us-amerikanischen Mediziner J. Kabat-Zinn gebührt ein großer Teil des Verdiensts, das Übungsprinzip Achtsamkeit befreit von philosophisch-religiösem Überbau in die Humanwissenschaft eingeführt zu haben.
Welche Literatur zum Thema Achtsamkeit gibt es?
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an entsprechenden Publikationen. Für den Einstieg und als Überblick bieten sich folgende Werke an:
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Brown, K. W. & Ryan, R. M. (2003). The Benefits of Being Present: Mindfulness and its Role in Psychological Well-Being. Journal of Personality and Social Psychology, 84(4), 822-848.
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Germer, C. K., Siegel, R. D. & Fulton, P. R. (2005). (Eds). Mindfulness and Psychotherapy. New York: Guilford Press.
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Hart, W. (1987). The Art of Living - Vipassana Meditation. Igatpuri: VRI.
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Heidenreich, T. & Michalak, J. (2003). Achtsamkeit und Akzeptanz in der Psychotherapie. Tübingen: DGVT.
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Nyanaponika, T. (2000). Geistestraining durch Achtsamkeit. Stammbach: Steyerlein & Steinschulte.